Beim Klimaschutz nicht weiter als vor zehn Jahren
-TRIESDORF-Aus dem ländlichen Raum verschwindet nicht nur die Nutztierhaltung, sondern auch die bäuerliche Jugend verabschiedet sich immer mehr aus der Landwirtschaft. Zudem wird die Situation um die Erneuerbaren Energien schwieriger. Die Klimabelastung nimmt eher zu als ab.Bei einem Besuch von FDP-Politikern zeichneten Triesdorfer Fachleute ein entsprechendes relativ düsteres Zukunftsbild. „Im Klimaschutz sind wir nicht weiter als vor zehn Jahren“: Dies betonte Norbert Bleisteiner, der Leiter des Fachzentrums für Energie und Landtechnik, anhand von Zahlenreihen. In den letzten Jahren stieg der CO2-Ausstoß (Kohlendioxid-Ausstoß) sogar wieder an – vor allem im Verkehr und in den privaten Haushalten. Denn bei steigendem Wohlstand nimmt unter anderem die beheizte Wohnfläche zu. Doch in der öffentlichen Meinung werden nach Meinung von Beobachtern insbesondere die Industrie und die Landwirtschaft verantwortlich gemacht. Wenn neue Autos jetzt 150 PS und mehr haben, steigen die Treibhausgas- Emissionen pro gefahrenem Kilometer. Und dann könne bei Fahrzeuggewichten von drei Tonnen auch die E-Mobilität keine Lösung sein, sagte Bleisteiner. Die jetzt diskutierte CO2-Steuer allein sei auch keine Lösung, sondern nötig sei eine Begrenzung, damit die sogenannte CO2-Kompensation nicht zu einem ökologischen Ablasshandel werde, meinte Robert Bugar, Chef des Biogasunternehmens Agrikomp. Eine Lösung wäre aus seiner Sicht „flüssiges Biogas“ als Treibstoff. Aber Biogas sei politisch nicht mehr gewollt. Der Bau neuer Anlagen sei fast auf null gesunken. Wenn gesellschaftlich alle Formen der Erneuerbaren Energien von Wind über Photovoltaik bis Biogas nicht mehr akzeptiert werden, dann werde Deutschland noch mehr Strom aus dem Ausland beziehen müssen, meinen Bleisteiner und Bugar.Dass Deutschland offener werden müsse für technische Neuentwicklungen halten die niederbayerische Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer und Dietenhofens Bürgermeister Rainer Erdel – beide führten eine FDP-Delegation bei einem Besuch in den Landwirtschaftlichen Lehranstalten an – für nötig. Nicole Bauer, die im Bundestag unter anderem dem Landwirtschaftsausschuss angehört, forderte, alles zu unterlassen, was den Strukturwandel in der Landwirtschaft weiter anheizt. Sie rief die Staatsregierung auf, die derzeitige Düngeverordnung auf Eis zu legen, weil diese in der jetzigen Form keinen Sinn mache. Markus Heinz, Leiter des Triesdorfer Bereichs Pflanzenbau und Versuchswesen, befasste sich mit der Frage, wie man die emotionale Diskussion um die biologische Vielfalt (Biodiversität) ins Positive wandeln könne. Die Biodiversität ist seiner Meinung nach kein Modetrend, sondern es gehe um die zukünftige Ausrichtung der Landnutzung. Ein Problem liege darin, dass die Gesellschaft heute nicht warten könne. Es gelte klar zu machen, dass nicht völlig aus der Bewirtschaftung genommene Flächen die Vielfalt in der Natur verbessern. Als Weg in die Zukunft sehen die Triesdorfer Experten eine rationelle Nahrungsmittelerzeugung auf der Fläche und dazwischen Biotope als eine Art Trittsteine für die Artenvielfalt, bei denen es aber nicht ohne eine gewisse Pflege gehe. Dies der Gesellschaft klar zumachen, sei nicht einfach. Die Lehranstalten wollen dabei schrittweise vorgehen. So wolle man sich etwa an Pfarrer ebenso wenden wie an Lehrer.
(Quelle: Fränkische Landeszeitung, 11.07.2019, Seite 24)