„Front­sau“ ge­gen „Kopf­mensch“

Landshuter Zeitung   Politik 4   Dienstag, 20. Februar 2018
Die baye­ri­sche FDP sucht per Ur­wahl nach ih­rem Spit­zen­kan­di­da­ten für die Land­tags­wahl
Ihnen werden die besten Chancen eingeräumt: Albert Duin (links oben), Gabriele Neff, Martin Hagen (links unten) und Tobias Thalhammer. (Archivfotos)
 
Von Markus Peherstorfer
Parteiinterne Demokratie statt Hinterzimmerabsprachen: Wie zuvor bereitsdie Grünen bestimmt auch die bayerische FDP ihren Spitzenkandidaten für die Landtagswahl in einer Urwahl unter allen Mitgliedern. Ab diesem Donnerstag können die Liberalen im Freistaat eine Woche lang unter insgesamt acht Kandidaten auswählen. Da vermutlich niemand von ihnen die absolute Mehrheit bekommt, wird anschließend wohl eine Stichwahl zwischen den beiden Bewerbern mit den meisten Stimmen entscheiden. Der schillerndste und zugleich umstrittenste Kandidat ist Albert Duin (64). Als die FDP 2013 aus den Parlamenten in Berlin und München geflogen war, wählten ihn die bayerischen Liberalen völlig überraschend zu ihrem Landesvorsitzenden. Der mittelständische Unternehmer aus München mit ostfriesischen Wurzeln tingelte durch sämtliche Ortsverbände und machte durch unkonventionelles Auftreten und seinen Hang zu lockeren Sprüchen von sich reden, die nicht immer mit seinen Parteifreunden abgesprochen waren. „Es kommt jetzt darauf an, dass jetzt derjenige gewählt wird, der es auch tatsächlich schafft, die Partei zurückzubringen in den Landtag“, sagt Duin im Gespräch mit unserer Zeitung. „Dafür brauchen Sie eine Frontsau.“ Duin, so heißt es unter prominenten bayerischen Liberalen, kommt auf jeden Fall in die Stichwahl. An der Basis ist er immer noch populär, auch wenn er seiner Abwahl als Landesvorsitzender im vergangenen November wohl nur dadurch entgehen konnte, dass er für den Posten nicht mehr antrat. Eine „gmahde Wiesn“ ist die Stichwahl für ihn aber sicher nicht. Die Frage ist auch, gegen wen Duin in der Stichwahl antreten muss. Sehr gute Chancen werden Martin Hagen (36) eingeräumt. Der Oberbayer ist der jüngste Kandidat. Er war acht Jahre lang Hauptgeschäftsführer der bayerischen FDP, darunter vier Jahre unter Duin. Er gilt als gut vernetzt in der Partei, als professionell im Organisatorischen und firm in der Programmatik. Außerhalb der Partei ist er aber weitgehend unbekannt. „Albert Duin ist mehr der Bauchmensch, ich bin mehr der Kopfmensch“, sagt Hagen über sich selbst. Im Herbst hat er ein Buch herausgebracht, in dem er zusammen mit prominenten FDPlern unter dem Titel „Das neue Bayern“ schildert, „warum unser Land ein Update braucht“. Einen Automatismus, dass dieses Update in einer Koalition mit der CSU installiert werden muss, sieht Hagen allerdings nicht. Ebenfalls sehr gute Chancen dürfte Gabriele Neff (60) haben. Die Inhaberin einer Veranstaltungsagentur ist seit November stellvertretende Landesvorsitzende der FDP – und die einzige Frau im Bewerberfeld. Im Gegensatz zu Duin und Hagen ist sie in der Kommunalpolitik verwurzelt: Schon seit 2002 ist sie Stadträtin in München. In der Landeshauptstadt ist sie bekannt, darüber hinaus allerdings weniger. Inhaltlich setzt sie vor allem auf eine bessere Bildungspolitik. Und für die Zeit nach der Landtagswahl gelte: „Der erste Anspruch ist natürlich, regieren zu wollen“ – wenn die liberale Handschrift stimmt. Außenseiterchancen auf den Einzug in die Stichwahl hat auch Tobias Thalhammer (38) aus dem Landkreis München. Der Schlagersänger, Konzertveranstalter und Videoproduzent war als einziger der Kandidaten bereits selbst Landtagsabgeordneter und kennt als früherer parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Fraktion den Betrieb im Maximilianeum gut. „Mein Alleinstellungsmerkmal“, sagt Thalhammer und betont, dass er auch Kreis- und Gemeinderat ist. Seit die Liberalen nicht mehr im Landtag sind, hat man von ihm in der Partei allerdings nicht mehr viel gehört. Von einer Koalition mit der CSU hält er nach seinen Erfahrungen von 2008 bis 2013 nicht viel, sagt er. „Markus Söder kenne ich in all seinen fairen wie unfairen Facetten sehr gut. Er war seinerzeit Umweltminister, als ich umweltpolitischer Sprecher im Landtag sein durfte.“ Nur geringe Chancen dürften die anderen Kandidaten haben. Der Münchner Unternehmer Andreas Keck hat sich ebenso um die Spitzenkandidatur beworben wie der Augenarzt Hans-Joachim Hofstetter aus Unterfranken, der Journalist Michael von Gumppenberg aus Oberbayern sowie der Agrarberater, Kunstsachverständige und Kunstmakler Carl von Lerchenfeld. Kandidatenforen Die Kandidaten stellen sich der FDP-Basis noch bei zwei Terminen vor: am Mittwoch, 21. Februar, ab 19 Uhr in der Peschl-Terrasse, Roßtränke 4, Passau, und am Samstag, 24. Februar, ab 16 Uhr im Alten Eichamt, Unterer Markt 23, Weiden.

 


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