Weit­ge­hend über­ra­schungs­frei

 Landshuter Zeitung Stadt Landshut 32
Mittwoch, 20. September 2017
Weit­ge­hend über­ra­schungs­frei
Der „Bu­si­ness-Lunch“ mit Bun­des­tags-Di­rekt­kan­di­da­ten und Mit­tel­ständ­lern

Florian Oßner bei seinem Kurzreferat vor seinen Mitbewerbern (am vorderen Tisch) Erkan Dinar, Hubert Aiwanger, Stefan Zellner und Florian Geisenfelder (von rechts). Dahinter Nicole Bauer und Gastgeber Marco Altinger (Sechste und Dritter von links). Foto: skl
Von Stefan Klein In seiner Eigenschaft als Präsident des Vereins Werteorientierter Mittelstand Deutschland hatte der umtriebige Unternehmer Marco Altinger die Direktkandidaten bei der Bundestagswahl zum Business-Lunch eingeladen. Sechs der neun Kandidaten waren der Einladung gestern Mittag gefolgt, um sich kurz vor der Wahl Unternehmern und Selbstständigen aus Landshut und Umgebung zu präsentieren. Von der Zielgruppe waren etwa 20 in den Gabelsberger Hof gekommen. Verzichten mussten sie auf Anja König (SPD,) Petra Seifert (Grüne) und Günter Straßberger (AfD), die aus nicht näher erläuterten Gründen der Veranstaltung fernblieben. Florian Geisenfelder von der Bayernpartei war zwar vor Ort, musste allerdings aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig abbrechen. In einer Vorstellungsrunde von je fünf Minuten hatten die verbliebenen Bewerber Gelegenheit, ihr Programm aus Sicht des Mittelstands darzulegen. Überraschungen blieben dabei aus. Alle Fünf lobten den Mittelstand als Rückgrat der heimischen Wirtschaft. Der „Titelverteidiger“, der CSU-Bundestagsabgeordnete Florian Oßner, handelte vom Spitzensteuersatz (erst ab 60 000 Euro Jahreseinkommen) über den Solidaritätszuschlag (perspektivisch abschaffen) und die Regionalisierung der Erbschaftssteuer bis hin zu „Hidden Champions“ (sehr gut) zahlreiche Punkte ab, um die CSU möglichst mittelstandsfreundlich erscheinen zu lassen.
„Dem Mittelstand den Rücken frei halten“
Dem widersprach erwartungsgemäß Hubert Aiwanger von den Freien Wählern: Der Mittelstand erhalte nicht die Aufmerksamkeit, die er verdiene, weil sich die Regierung um Großbetriebe kümmere. In der Steuerpolitik habe sie viel versprochen und nichts gehalten, der Solidaritätszuschlag gehöre möglichst schnell abgeschafft und die Erbschaftssteuer gleich dazu. Nicole Bauer (FDP) stellte sich als werteverbundener Teammensch vor, dem Gerechtigkeit und Fairness sehr wichtig seien. Wirtschaftlicher Erfolg sei keine Selbstverständlichkeit; der Mittelstand, das seien Arbeitnehmer und kleine und mittlere Unternehmen ebenso wie der Landwirt. Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, schwebt Bauer eine Mischung aus beruflicher Bildungsoffensive, aber auch qualifizierter Zuwanderung vor. Linken-Kandidat Erkan Dinar war in der Arbeitskleidung einer Zeitarbeitsfirma erschienen. Er wolle die Arbeitnehmersicht vorstellen: Er selbst arbeite momentan in Zeitarbeit für 9,23 Euro brutto. Die Linke wolle einen Mindestlohn von zwölf Euro, der über den Konsum auch Handwerk und Mittelstand nützen würde, sowie ein anderes Steuerkonzept mit einem Spitzensatz von 53 Prozent („so viel wie unter Bundeskanzler Helmut Kohl“). Kurz fasste sich schließlich Stefan Zellner von der ÖDP. Er hob vor allem auf den Begriff „werteorientiert“ ab. Ein werteorientierter Mittelständler werde seine Mitarbeiter so bezahlen, dass sie davon leben könnten, und ihnen Wertschätzung entgegenbringen. Ein solcher mittelständischer Betrieb sei in seiner Kommune gerngesehen. Die anschließende Runde mit Fragen aus dem Publikum ergab dann noch, dass auch Florian Oßner ein „ganz klarer Verfechter der Abschaffung der Erbschaftssteuer“ ist, dafür aber derzeit keine Mehrheiten sieht. Ein Schlagabtausch zum guten Schluss zwischen einem Zuhörer, der kein gutes Haar an der Linken ließ, und deren Kandidat Dinar sprengte erkennbar den Rahmen eines Business-Lunch.

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