Eigenverantwortlich und selbstbestimmt leben
Landshuter Zeitung Landkreis Landshut 13 Donnerstag,den 20.09.2018
Welche Unterstützungsleistungen ergeben sich daraus?“ „Unser Ansatz ist, dass behinderte Menschen behinderte Menschen beraten“, stellte Peter Weiß die Besonderheit des Beratungsangebots heraus: 90 Prozent der EUTB-Mitarbeiter bringen Peer-Erfahrung mit. Durch die gemeinsam mit Betroffenen und deren Selbsthilfeorganisationen erarbeitete Konzeption könne die EUTB „eine unabhängige und möglichst breit getragene, von der Selbsthilfe unterstützte, flächendeckende, dem Gedanken der Peer-Beratung verbundene und die Rechte und Autonomie von Menschen mit Behinderung fördernde und das bisherige Beratungssystem ergänzende Beratung“ anbieten. Die Zielgruppe seien Menschen mit Behinderung oder von Behinderung bedrohte Menschen, unabhängig von der Art und Ausprägung ihrer Behinderung, sowie deren Angehörige und Bezugspersonen. Im Mittelpunkt der ganzheitlich angelegten Beratung stehen die Autonomieförderung und die Stärkung der Eigenverantwortung. Das Konzept der Beratungsstelle stieß bei der Eröffnungsfeier auf ein überaus positives Echo. CSU-Bundestagsabgeordneter Florian Oßner bezeichnete die EUTB als „wichtigen zusätzlichen Baustein in der Selbsthilfe und Beratung“. Angesichts der Tatsache, dass in etwa jeder zehnte Deutsche im Lauf seines Lebens einmal von einer Behinderung betroffen ist, seien Teilhabe, Inklusion und Barrierefreiheit gesamtgesellschaftliche Aufgaben. MdB Nicole Bauer (FDP) fand es wichtig, dass in einer Gesellschaft, in der nur noch die Devise „schneller, höher, weiter“ zähle, diejenigen nicht vergessen werden, die es nicht so leicht haben und die dennoch eigenverantwortlich und selbstbestimmt durchs Leben gehen wollen. „Sie schaffen Wertschätzung für einander und miteinander“, betonte Bauer. Gerade durch die Beratung von Betroffenen für Betroffene würden Ängste und Barrieren abgebaut, weil sich das Gegenüber genau in den anderen hineinversetzen könne. Deshalb sei auch die Beratung von Mensch zu Mensch so wichtig. Als „wunderbare Ergänzung“ der vorhandenen Beratungsangebote würdigte CSU-Bezirksrätin Martina Hammerl die neue Einrichtung: „Sie begleiten die Menschen von Anfang an.“ Dass sich die EUTB als Lotse verstehe und behilflich sein wolle, damit Menschen sich zurechtfinden können, sei enorm wichtig: „Denn was hilft eine flächendeckende Bandbreite, wenn der Betroffene nicht mehr weiter weiß.“ Dabei kommt es ihrer Meinung nach vor allem auf die Teilhabe am Arbeitsleben an. Hammerl: „Es geht darum, dass Menschen mit Behinderung wertvolle Mitglieder unserer Gesellschaft sind.“ Vizelandrat Fritz Wittmann (FW) dankte dem Trägerverein für den „wertvollen Beitrag für unsere Gesellschaft“. Teilhabe, Inklusion und Integration seien keine Rand- oder Minderheiten-Themen, sondern stünden in der Mitte der Gesellschaft. Mehr denn je gehe es darum, dass nicht nur physische Schwierigkeiten und Stolpersteine aus dem Weg geräumt, sondern auch die Barrieren in den Köpfen beseitigt werden. Behinderte als Partner zu betrachten und anzuerkennen, „das ist ihr Verdienst“. Die EUTB zeige Wege auf, wie Menschen mit ihren Stärken und Schwächen angenommen werden können. „Unser gemeinsames Ziel sollte ein selbstverständliches Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung sein. Jeder Schritt in diese Richtung bringt uns weiter“, so Wittmann.
Donnerstag, 20. September 2018