Eine Bastion der Diplomatie

Landshuter Zeitung     Stadt Landshut  Do., 16.1.2020

Autorin Bettina Schaefer, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Alexandra Straßberger (von links) Foto: rn

Beim Liberalen Salon wurde über Hans-Dietrich Genscher gelesen und diskutiert

(rn) Hoher Besuch bei der Landshuter FDP: Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, ehemalige Bundesjustizministerin und Ehrenvorsitzende der FDP, kam zur Eröffnung des ersten Liberalen Salons. Im Kleinen Theater erzählte die Politikerin über ihren Weggefährten Hans-Dietrich Genscher als Mensch und Akteur der politischen Weltbühne. Beim ersten von der Thomas-Dehler-Stiftung, der Friedrich-Naumann-Stiftung und den Liberalen Frauen Bayern veranstalteten Liberalen Salon wurde das Buch „Mensch Genscher“ von Bettina Schaefer vorgestellt. Alexandra Straßberger, Vorsitzende der Liberalen Frauen Niederbayern und stellvertretende Vorsitzende der Liberalen Frauen Bayern, übernahm die Moderation. Was würde Hans-Dietrich Genscher, langjährigster Außenminister der Bundesrepublik Deutschland „einer der besten Innenminister und großer Europa-Freund“, wie Straßberger sagte, von der heutigen Außenpolitik halten ? Wie würde er mit Donald Trump umgehen ? Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, selbst eine Ikone der FDP, versuchte, eine Antwort auf diese Fragen zu geben, indem sie auch über ihre persönlichen Erfahrungen im Umgang mit dem unermüdlichen Drahtzieher der internationalen Politik sprach. „Man muss mit den Leuten reden, auch wenn man dabei die Faust in der Tasche ballt“, lautet ein bekannter Grundsatz des Außenpolitikers. Und das Verhandeln mit internationalen Staatenlenkern gehörte für ihn zur Tagesordnung. „Er hätte es niemals zugelassen, dass Putin vom G8 ausgeschlossen wurde“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger, „für ihn war es immer wichtig, eine Gesprächsebene zu haben.“ Genscher, der eine Bastion der Diplomatie gewesen sei, hätte auch eine Sprache gefunden, die Trump verstanden hätte, indem er stets klare Aussagen gemacht, aber auch inhaltlich einen Zugang gesucht habe. Bettina Schaefer, vielfach international ausgezeichnet als Autorin und Journalistin, las selbst aus ihrem Buch vor, zu dem sie unter anderem Genschers Frau Barbara, Michail Gorbatschow, Klaus Kinkel, und James Baker interviewt hat. Darin wird nicht nur seine Rolle bei der deutschen Wiedervereinigung beleuchtet. Genscher konnte „um sieben Ecken denken“ Schaefer erinnerte im Kleinen Theater auch daran, dass sich Genscher beim olympischen Geiseldrama 1972 zum Austausch für die Geiseln angeboten hatte. Was, wie sie sagte, „sein sicherer Tod gewesen wäre“. Selbst nachdem er sich aus gesundheitlichen Gründen aus seinem politischen Amt zurückzog, seien die Außenminister der ganzen Welt noch bei ihm ein- und ausgegangen. Hans-Dietrich Genscher konnte um sieben Ecken denken, sagte Bettina Schaefer. „Das ist, was uns heute fehlt.“

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