Frauenpolitik ist Gesellschaftspolitik
Beim Neujahrsempfang der FDP Ebersberg referierte Bundestagsabgeordnete Nicole Bauer, frauenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, über „Frauen in der Politik“.
Anlass zu der bundesweiten Debatte über Frauen in der Politik ist, dass sich das Frauenwahlrecht in Deutschland zum 100. Mal jährt.„Der Frauenanteil im Deutschen Bundestag ist der niedrigste seit knapp 20 Jahre“, sagte Bauer eingangs. Daher habe auch Parteichef Christian Lindner konstatiert, dass die FDP weiblicher werden müsse, erklärte Bauer den Zuhörern. Neben der Quote bei internen Kandidatennominierungen werde zurzeit auch eine Wahlrechtsänderung diskutiert. Aber beides sei ein Eingriff in das freie Wahlrecht und daher verfassungswidrig. Aber genauso wenig eigne sich die Frauenquote, so Bauer. Erstens erreichten auch Parteien mit Quote nur rund ein Drittel Frauen als Parteimitglieder, andererseits sei eine Quote nicht an der Leistung des Einzelnen orientiert, sondern nur eine mathematischen Größe.
Die Politik müsse die Rahmenbedingungen dafür schaffen, damit mehr Frauen in die Politik gingen, appellierte Bauer. Aber auch Unternehmer, Bürger oder Parteimitglieder müssten mithelfen – indem sie umdenken: „Ein Kulturwandel lässt sich nicht verordnen, Kultur muss gelebt werden!“, stellte Bauer fest. Unternehmen mit Frauen in Führungspositionen hätten bereits hinlänglich bewiesen, dass sie schneller, agiler, innovativer seien als Unternehmen mit reinen Männer-Führungsriegen. Schweden und Island machten es bereits vor, wie Frauenanteile gesteigert werden könnten, ohne dabei das Wahlsystem anzutasten. So sei in beiden Ländern eine größere Familienfreundlichkeit Standard.
Für die Freien Demokraten hat Bauer auch eine Aufgabe: die Partei müsse sich thematisch breiter aufstellen und vermehrt auch auf soziale Themen oder Umweltthemen setzen. Denn das interessiere Frauen oft in besonderem Maße – aber auch zunehmend mehr Männer. Außerdem wäre es schon ein Fortschritt, wenn es beispielsweise eine Kinderbetreuung auf Parteitagen gebe oder statt Stammtischen am Abend einfach einen politischen Brunch an einem Samstagvormittag.
Viel Beifall in der anschließenden Diskussionsrunde erhielten auch Forderungen aus dem Publikum, sich geschlechterübergreifend für mehr Work-Life-Balance und sichere Kindergartenplätze einzusetzen.