Geldregen für die Wasserstoff-Region

Landshuter Zeitung  Landkreis Landshut   Sa., 14.12.2019

Strahlende Gesichter bei der Wettbewerbsprämierung in Berlin: (v.l.) Dr. Ulrich Viethen, Joachim Schober (beide Initiative Wasserstoff-Region Landshut), Landrat Peter Dreier, Dr. Tobias Brunner (Geschäftsführer Hynergy), Verkehrsminister Andreas Scheuer und die Bundestagsabgeordneten Florian Oßner und Nicole Bauer.

Die von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer unterzeichnete Urkunde ist 20 Millionen Euro wert.
Geldregen für die Wasserstoff-Region
Bund fördert Leuchtturm-Projekt zur Mobilität mit Brennstoffzelle mit 20 Millionen Euro
Landkreis. Seit fünf Jahren kämpfen engagierte Bürger aus der Region Landshut für eine CO2-freie Mobilität, jetzt wurde das Leuchtturm-Projekt von höchster Stelle ausgezeichnet: Mit 20 Millionen Euro unterstützt der Bund die Initiative „HyBayern“, zu der sich die Landkreise Landshut, Ebersberg und München zusammengeschlossen haben. Mit Solarenergie aus der Region soll umweltfreundlich Wasserstoff produziert werden, der die Brennstoffzellen von Bussen, Lkws, Autos und Gabelstaplern versorgt. Von Klaus Sterzenbach „Die Regionen sind die Treiber dieser Mobilitätswende“, betonte Verkehrsminister Andreas Scheuer bei der Übergabe der Urkunde am Donnerstagnachmittag in Berlin. Es gab dann doch einen kurzen bangen Moment für die stattliche Delegation aus Bayern, die sich im Bundesverkehrsministerium in Berlin-Mitte eingefunden hatte. Man wusste ja, dass man als Preisträger inklusive beachtlicher Fördersumme ausgezeichnet werden würde, aber dann sprach sich herum, dass es drei Sieger geben würde. Würden die erhofften 20 Millionen Euro etwa aufgeteilt werden? „Fachlich hervorragend und besonders innovativ“ Weil aber erst jüngst die Fördermittel des Bundes nochmals erhöht worden waren, verflog die Sorge wieder so schnell, wie sie gekommen war. Viel breiter hätte das Lächeln in den HyBayern-Gesichtern nicht sein können, als Scheuer die Urkunde mit dem Bundesadler aufklappte. „Das eingereichte regionale Konzept wurde als fachlich hervorragend sowie besonders innovativ bewertet“ – so steht es dort schwarz auf weiß. Rund 45 Millionen Euro will HyBayern in den nächsten drei Jahren in das Projekt investieren, der Zuschuss vom Bund ist darum sehr willkommen. Schon vor fünf Jahren haben die Idealisten vom Verein „Wasserstoff-Region Landshut“ damit begonnen, sich für eine Technologie zu engagieren, die nicht nur emissionsfrei ist, sondern auch noch neue Arbeitsplätze schaffen kann. „Jetzt geht es erst richtig los, und in 20 Jahren soll unsere Region weltweit bekannt sein als eines der Zentren der Wasserstoff-Mobilität“, sagte ein euphorisierter Vereinsvorstand Dr. Ulrich Viethen bei der Preisverleihung in Berlin. Mehr Reichweite als Batterieautos Demnächst wird eine Wasserstoff-Tankstelle eingeweiht, bald schon will Joachim Schober in Geisenhausen ein energieautarkes Autohaus errichten, Busunternehmen aus den drei Landkreisen wollen sich 70 Fahrzeuge mit Brennstoffzellen anschaffen, auch Landwirte und Handwerker machen mit. Getankt wird dann Wasserstoff, der mittels Elektrolyse produziert wird – und dafür nutzt man den „überschüssigen“ regionalen Solarstrom, der an vielen Tagen nicht eingespeist wird, weil bereits zu viel Strom in den Versorgungsnetzen ist. Bei der Aufspaltung von Wasser in seine beiden Elemente Wasserstoff und Sauerstoff wird in der Elektrolyse zwar Energie verbraucht, allerdings kann der so gewonnene Wasserstoff (H2) in Tanks gespeichert werden. Die Betankung eines H2-Autos dauert drei Minuten, die Reichweite liegt höher als beim Batterieauto, außerdem kann man die Umweltproblematik bei der Herstellung und das immense Gewicht der Lithium-Ionen-Akkus einsparen, aus dem „Auspuff“ tröpfelt reines Wasser. Die Verkehrswende wird Wirklichkeit HyBayern hat den Zuschlag ausdrücklich nicht nur für sein Konzept bekommen, sondern für dessen Umsetzung. Damit solle die „anwendungsorientierte Marktaktivierung“ beginnen, betonte Scheuer. Es geht um einen geschlossenen Kreislauf von Erzeugung über Verteilung bis zur Nutzung von Wasserstoff – alles regional und absolut sauber, so werden Klimapolitik und Verkehrswende real. Florian Oßner, CSU-Bundestagsabgeordneter aus dem Wahlkreis Landshut und Schirmherr der Initiative Wasserstoffregion, freut sich, dass „die Tür nun aufgestoßen“ sei. Autohersteller und Kunden sollten bald nicht mehr sagen können, dass es keine Infrastruktur für die Nutzung von Wasserstoff gebe. Nicole Bauer, die für die FDP im Bundestag sitzt, betont, dass „wir nur mit Technologieoffenheit wirklich voran kommen“ in der Klimapolitik. Vereinsmitglied Joachim Schober will zeigen, dass die Zukunft bereits begonnen hat. Auf seinem geplanten Autohaus sollen Solarpaneele die Sonne anzapfen und seinen Betrieb nicht nur mit Strom versorgen, sondern zusätzlich im hauseigenen Elektrolysator Wasserstoff produzieren. Damit kann man wiederum Strom herstellen oder Brennstoffzellen-Fahrzeuge betanken. Diese Autos sind Elektrofahrzeuge, aber eben nicht batterie-elektrisch. Und während noch vor wenigen Jahren die Speicherung des chemischen Elements so problematisch war, dass sich der Wasserstofftank mit der Zeit „selbst“ entleerte, sei dieses Problem inzwischen gelöst, versichert Schober. „Es gibt keinen Verlust mehr“, sagte er am Rande der Preisverleihung in Berlin. Dreier: Eine riesige Chance für die Region Dafür aber jede Menge an Zukunftschancen – das ist die Überzeugung von Peter Dreier. Der Landshuter Landrat (FW) sieht auch wegen der erhofften Folge-Investitionen eine „riesige Chance für die Region“, die so sehr von der Automobilindustrie und ihren Zulieferern geprägt sei. In Zukunft wegfallende Arbeitsplätze könnten „durch das Wasserstoff-Projekt kompensiert werden“, sagte er in Berlin. Hoffnung machen ihm dabei die Visionen der Vereinsmitglieder, denn deren Pläne gehen hoch hinaus. Sie spekulieren darauf, zum deutschlandweit führenden Standort für Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie zu werden. Dann würde man in der Region auch selbst entwickeln und produzieren. Bereits heute belaufen sich die geplanten Investitionen auf 45 Millionen Euro, immer mehr Anfragen von Unternehmern oder Handwerkern werden registriert. Grüner Wasserstoff auch von und für Bauern Auch die Landwirtschaft erhofft sich große Vorteile, wie Vorstandsmitglied Wolfgang Beck erklärt. Der Markt für Biogasanlagen ist gesättigt, die Einspeisevergütung für Solarstrom sinkt immer weiter und könnte bald ganz gestrichen werden – da ist die Produktion von grünem Wasserstoff eine große Chance für die Dächer der Region. Wenn Beck in die Zukunft blickt, sieht er selbstfahrende Geräte auf den Äckern, angetrieben von absolut leisen Motoren mit null Emissionen.

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