Nicole Bauer MdB besuchte mit Landtagskandidat Marco Altinger die Feldbegehung des BBV

 

Nicole Bauer MdB  besuchte mit  Landtagskandidat Marco Altinger den Kreisobmann Georg Sachsenhauser zur Feldbegehung des Bayerischen Bauernverbands in der Nähe von Adlkofen. Die immer häufiger auftretenden Wetterextreme und anhaltenden Diskussionen um das Glyphosat-Verbot stellen Landwirte vor neue Herausforderungen.

Landshuter Zeitung Landkreis Landshut 15  Samstag, 25. August 2018

Je­der Halm ist ein Damm

Baye­ri­scher Bau­ern­ver­band in­for­mier­te über Er­osi­ons­schutz – Pflu­gein­satz ver­mei­den

BBV-Kreisobmann Georg Sachsenhauser (l.) und Wasserberater Andreas Huber zeigten, welche Bepflanzung besonders gut Wasser aufnimmt. Fotos: gg
Von Gunnar Giftthaler Dauerhafte, starke Hitze und dadurch immer heftiger werdende Gewitter und Regengüsse – durch den Klimawandel müssen Landwirte ihre Ackerböden auf extreme Verhältnisse einstellen. Wie das funktionieren kann, wurde bei einer Informationsveranstaltung des Bayerischen Bauernverbands (BBV) in Dechantsreit und Triendorf demonstriert. Anhand einer Feldbegehung, Regensimulationen und Vorträgen wurde verdeutlicht, was zu Erosion führt, wie gesät werden sollte und ob Glyphosat sinnvoll ist. Bei einem Feldbegang in Dechantsreit (Gemeinde Adlkofen) auf dem Maisfeld von Georg Sachsenhauser, Kreisobmann des BBV, wurde anhand von zwei Simulationen erklärt, wie sich starker Niederschlag auf den Boden auswirkt. Andreas Huber, Wasserberater des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Landshut, hatte dazu vier Böden mit sechs Grad Hangneigung präpariert: Mais Dichtsaat, Mais mit Pflugbearbeitung, stark eingearbeitete sowie nur oberflächlich eingearbeitete Mulchsaat. Über Auffangbehälter wurden jeweils der direkte Abfluss und das Sickerwasser bei 20 und 80 Litern Regen pro Quadratmeter simuliert. Die Ergebnisse zeigten, dass unbearbeitete Böden das Wasser gut speichern und weniger abgetragen wird. Bei Mulchsaat komme es zu einem sanften Einsickern. Da die Strohhalme wie Dämme wirken, halten sich Humus und Feinböden auf der Fläche.
Mulchboden nimmt Wasser gut auf

Bei einem Versuch an eingegrabenen Versickerungsringen ein ähnliches Bild – Mulchboden nimmt das Wasser gut auf, gepflügter Maisboden wird schlammig. Gerade im tertiären Hügelland müsse man aufpassen, „dass der Boden nicht den Bach runtergeht“, so Huber. Der Wasserberater des AELF Straubing, Stefan Obermeier, schaute unter die Bodenoberfläche. Wer nicht pflüge, verdichtet den Boden auch nicht, so dass das Wasser einsickern kann. Wer pfluglos arbeite, schaffe einen weichen Übergang der Bodenschichten und keine scharfen Kanten, was auch den Regenwürmern zugutekomme. Was Erosion anrichten kann, verdeutlichte Obermeier anschließend bei einem Vortrag im Gasthaus „Zur Post“ in Triendorf (Kröning). 2016 habe es über das ganze Jahr verteilt über 50 Liter pro Quadratmeter geregnet. Die Folge: Gräben voller Erde, tiefe Erosionsrinnen und vollgelaufene Keller. Dabei sei neben Neigung und Bodenart vor allem auch die Hanglänge entscheidend. Um den Boden zu schützen, rät er zur Mulch- und Direktsaat, sowie Zwischenfrüchte anzubauen. Ein Problem sei jedoch das Gewicht der großen Häcksler und schweren Schlepper, die die Böden zu stark verdichten, erklärte Obermeier. Das wiederum mindere die Kapazität, Wasser aufzunehmen. Er empfiehlt, im Frühjahr maximal ein und im Herbst maximal zwei Bar Reifendruck zu benutzen.
Mangel an Alternativen zu Glyphosat

„Für Direktsaat und eine gefestigte Bodenstruktur braucht es Glyphosat“, war eine der zentralen Aussagen im Vortrag von Georg Sachsenhauser. Man müsse außerdem darauf reagieren, dass durch Schädlinge, Unkräuter und Krankheiten bis zu 32 Prozent des Ertrags verloren gehen können, rechnete er vor. Da Zwischenfrüchte beim Einsatz von Glyphosat auf dem Boden bleiben und das Gefüge nicht verändert werde, bleiben Bodenlebewesen erhalten, es versickere viel Wasser und dadurch werden Nährstoffen nicht abgeschwemmt. Während beim Pflügen alle Lebensräume auf der Oberfläche zerstört werden, ermögliche das Glyphosat gute Startbedingungen für Kulturpflanzen. Auf Nachfrage der LZ räumte Sachsenhauser ein, dass das Mittel aber nicht immer verhältnismäßig eingesetzt werde. Glyphosat müsse im März und April gespritzt werden, wenn die Insekten noch nicht aktiv seien. Ein Insektensterben könne er nicht erkennen und hält die Debatte darüber für eine „Scheindiskussion“. Glyphosat sei ein Blattkontaktmittel und kein Bodenmittel. „Wer Glyphosat abschaffen will, muss eine klare Alternative nennen“, führte er weiter aus. Und eine komplette Umstellung auf Ökolandbau würde unter anderem bedeuten, dass jährlich acht Millionen Tonnen Weizen importiert werden müssen, fügte er an.
Nitratwerte stammen von früher

In der abschließenden Diskussion wünschten sich die Landwirte mehr Unterstützung durch die Politik, wie etwa eine bessere Förderung von Blühflächen und Konzepte, wie kleine Betriebe auch künftig überleben können. Zur Dünge- und Nitratdiskussion hieß es, dass man es mit der Düngung früher eben nicht besser gewusst habe. Allerdings würden den Landwirten die heutigen Verordnungen oft von Leuten ohne Praxiserfahrung auferlegt werden. Was heute im Grundwasser gemessen werde, sei die Belastung von vor Jahrzehnten. Das Stickstoffniveau sei mittlerweile deutlich reduziert worden. „Aber was fachlich notwendig ist, müssen wir weiter machen dürfen“, hieß es aus den Reihen der Landwirte.

Wasserberater Stefan Obermeier erklärte die Bodenschichten.

An Versickerungsringen wurde starker Regenfall simuliert.

 

 

 

 

 


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